Im Gegensatz zu den USA und Kanada wurde die EbM in Deutschland mehr von der Gesundheitspolitik befördert als von Ärztinnen und Ärzten. Mittlerweile spielt sie aber auch hierzulande im Arbeitsalltag vieler medizinischer Fachleute sowie in der Gesundheitsversorgung eine immer wichtigere Rolle. Das Konzept der evidenzbasierten Medizin kommt aus dem englischsprachigen Raum und erreichte Deutschland in den 1990er Jahren. Dabei stand am Anfang eine kleine Begriffsverwirrung, denn die Eindeutschung von „evidence-based medicine“ in „evidenzbasierte Medizin“ wurde als irreführend empfunden: Im Englischen steht „evidence“ für Indiz oder Beweis. Das deutsche „evident“ meint dagegen „unmittelbar einleuchtend“ – also etwas, das keiner weiteren Begründung bedarf. Das ist mit „evidenzbasierter Medizin“ aber gerade nicht gemeint. Es geht im Gegenteil um eine Medizin, die nichts für selbstverständlich nimmt, sondern immer nach Beweisen und Begründungen für ein bestimmtes Vorgehen fragt. Ganz im Sinne dieses Ansatzes folgten zahlreiche Debatten darüber, was evidenzbasierte Medizin leisten kann und was im deutschen Gesundheitssystem verändert werden müsste. Auseinandersetzungen gab es aber auch, weil der kritische Ansatz der EbM in vielen Bereichen auf Widerstand stieß.
Evidenzbasierte Medizin in Deutschland
Quelle: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)