Nutzen und Schaden von Früherkennungsuntersuchungen

Das Angebot an Früherkennungsuntersuchungen ist groß. Einige gelten als sinnvoll, andere sind umstritten. Wir erklären, welche Kriterien eine sinnvolle Früherkennungsuntersuchung erfüllen muss, erläutern wichtige Begriffe und beleuchten die wissenschaftlichen Hintergründe. Normalerweise wird eine Untersuchung durchgeführt, um die Ursache für bestimmte Beschwerden zu finden. Früherkennungsuntersuchungen richten sich dagegen an Menschen, die sich nicht krank fühlen und haben das Ziel, Krankheiten schon früh zu entdecken. Und zwar in einem Stadium, in dem sie noch keine Beschwerden verursachen. Dies hat den Vorteil, dass man die Erkrankung viel früher behandeln kann. Allerdings ist eine frühzeitige Behandlung nur dann sinnvoll, wenn sie zu besseren Ergebnissen führt als eine später einsetzende Behandlung. Früherkennungsuntersuchungen werden in der Fachsprache häufig als „Screening“ bezeichnet (vom englischen „to screen“ = ausfiltern, aussieben). Es gibt viele unterschiedliche Arten von Früherkennung. Wenn beispielsweise für alle Neugeborenen die gleiche Untersuchung (etwa ein Hör-Screening) angeboten wird, ist dies eine Form der Früherkennung. Eine andere ist das sogenannte opportunistische Screening: Eine Person geht aus einem bestimmten Grund in eine Arztpraxis und bei dieser Gelegenheit wird ihr eine zusätzliche Untersuchung angeboten, zum Beispiel eine Blutdruckmessung. Bei einem bevölkerungsweiten Screening werden alle Personen, die die Kriterien für die Untersuchung erfüllen, zu einer freiwilligen Untersuchung eingeladen. Ein Beispiel hierfür ist das Röntgen der Brust (Mammografie) zur Früherkennung von Brustkrebs bei Frauen zwischen 50 und 69 Jahren. Die medizinischen Tests, die bei Früherkennungsuntersuchungen eingesetzt werden, sind häufig nicht dazu geeignet, eine absolut sichere Diagnose zu liefern. Oft wird zunächst nach Auffälligkeiten gesucht, die dann mithilfe weiterer Untersuchungen abgeklärt werden. Dies ist zum Beispiel beim Stuhltest im Rahmen der Darmkrebs-Früherkennung der Fall. Hier wird nach versteckten Blutspuren im Stuhl gesucht, die auf einen Darmkrebs hinweisen könnten. Bei einem auffälligen Befund wird anschließend eine Darmspiegelung gemacht. Nur dadurch lässt sich abklären, ob die Blutspuren tatsächlich durch Krebs verursacht werden, oder eine gutartige Ursache haben wie zum Beispiel eine Entzündung der Darmschleimhaut oder Hämorrhoiden. Nicht bei allen Reihenuntersuchungen wird nach einer Erkrankung gesucht. Manchmal geht es vielmehr darum, Risikofaktoren für bestimmte Erkrankungen zu entdecken. Ein Beispiel ist der „Gesundheits-Check-up“ für gesetzlich Versicherte ab 35 Jahren, bei dem unter anderem Blut- und Urinwerte überprüft werden. Nicht immer ist das Testergebnis eindeutig. Manchmal liegt es im Grenzbereich zwischen normalen und auffälligen Befunden.

Quelle: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)